Die Realität der CO2-Kompensation: Ein Blick hinter die Kulissen

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CO2-Kompensation ist in den letzten 10 Jahren zu einem zentralen Thema im Kampf gegen den Klimawandel geworden. Mit dem wachsenden Bewusstsein für Umweltfragen suchen Unternehmen und Einzelpersonen nach Wegen, ihre Treibhausgasemissionen auszugleichen und ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Verringern von CO2-Emissionen vs. CO2-Kompensation

CO2-Emissionen minimieren

Der Mensch emittiert mit beinahe allen seinen Aktivitäten CO2. Um Umweltschutz zu betreiben, kann der eigene CO2-Fussabdruck genauer unter die Lupe genommen und seine Gewohnheiten und Tätigkeiten angepasst werden. Personen, die oft und viel Autofahren, könnten beispielsweise vermehrt auf den Zug umsteigen und so ihre täglichen CO2-Emissionen reduzieren. Dafür ist die Kenntnis seines CO2-Fussabdruckes, das Bewusstsein für seine Handlungen und nachhaltigere Alternativen vonnöten. Zusätzlich noch ein gewisses Commitment, um seine nicht so klimafreundlichen Gewohnheiten abzuändern. Dafür ist unsere CO2-Rechner App enerjoy ein sehr geeignetes Tool, das hilft den CO2-Fussabdruck mit tollen Challenges und personalisierten Tipps auf spielerische Weise zu reduzieren.

CO2-Kompensation

Eine weitere Möglichkeit, Umweltschutz zu betreiben, liegt in der CO2-Kompensation. Wie der Name schon sagt, werden da die eigenen Emissionen nicht reduziert, sondern kompensiert. Dies geschieht oft durch die Finanzierung von Projekten, die Treibhausgase reduzieren oder binden, wie z.B. Aufforstungsprojekte, erneuerbare Energieprojekte oder Effizienzsteigerungen in der Energieproduktion. Die Grundidee ist, dass für jede Menge an ausgestossenem CO2 eine äquivalente Menge anderswo eingespart oder absorbiert wird. Über die Jahre gewannen solche Massnahmen insbesondere für Unternehmen immer mehr an Beliebtheit, bis in jüngerer Vergangenheit die Wende kam und die CO2-Kompensation zunehmend in Verruf geriet.

Kritikpunkte der CO2-Kompensation

Vor allem vier Gründe haben dazu geführt, dass die CO2-Kompensation von Zeit zu Zeit immer mehr in die Kritik geraten ist:

  1. Verschiebung der Verantwortung:
    Eine der Hauptkritikpunkte ist die Verschiebung der Verantwortung. CO2-Kompensation ermöglicht es Unternehmen und Einzelpersonen, ihre Klimaverantwortung zu externalisieren, anstatt ihre eigenen Emissionen direkt zu reduzieren. Dies kann zu einer „Ablasshandel“-Mentalität führen, bei der man glaubt, sich von Umweltsünden „freikaufen“ zu können, ohne das eigene Verhalten zu verändern.
  2. Effektivität und Nachhaltigkeit:
    Des Weiteren werden die Effektivität und Nachhaltigkeit von Kompensationsprojekten hinterfragt. Insbesondere bei Aufforstungsprojekten besteht die Sorge, dass junge Wälder durch Brände, Schädlinge oder Abholzung gefährdet sind, was die dauerhafte Bindung von CO2 unsicher macht. Zudem gibt es Zweifel, ob einige Projekte ohne die Finanzierung durch Kompensationsgelder überhaupt realisiert worden wären, was ihren zusätzlichen Nutzen in Frage stellt.
  3. Soziale und ökologische Auswirkung:
    Auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Kompensationsprojekten sind nicht zu vernachlässigen. Projekte, insbesondere solche in Entwicklungsländern, stehen oft in der Kritik, negative Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften und die Biodiversität zu haben.
  4. Transparenz und Verifizierung:
    Es gibt Bedenken hinsichtlich der Transparenz und Verifizierbarkeit von Kompensationsprojekten. Ohne strenge Überprüfung und Zertifizierung ist es schwierig zu bestätigen, ob die behaupteten Emissionsreduktionen tatsächlich erreicht werden.

Trotz dieser berechtigter Kritikpunkte kann CO2-Kompensation, wenn sie sorgfältig und transparent durchgeführt wird einen Beitrag leisten. Es ist jedoch gerade für Unternehmen wichtig, dass Kompensationsmassnahmen einzubetten sind in eine Gesamtstrategie – bei welcher wissenschaftsbasierte Reduktionsziele definiert wurden und die Priorität auf der CO2-Reduktion liegt. Dann kann das Kompensieren eine wertvolle Ergänzung sein auf dem Weg zu Netto Null.

CO2-Kompensation bei enerjoy im Wandel

Unser Ansatz war es, unseren Nutzer:innen die Möglichkeit zu geben, durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten ihre Emissionen zu kompensieren. Wir boten eine Auswahl von verschiedenen Projekten an, die mit einem frei gewählten Betrag unterstützt werden konnten.Doch wir bei enerjoy haben diese Kritik rund um die Kompensation ernst genommen, uns informiert und wir haben im Austausch mit Nachhaltigkeitsexperten unseren Ansatz überdenkt und angepasst.

Von Klimaneutralität zu Klimaschutz

Wir haben uns unter anderem entschieden vom Begriff „Klimaneutralität“ Abstand zu nehmen. Wir möchten unseren Nutzer:innen nicht die Illusion vermitteln, dass sie klimaneutral leben können, indem sie lediglich Kompensationsprojekte unterstützen. Unser Ziel besteht darin, einen bewussten Umgang mit den Emissionen zu pflegen und unseren Nutzer:innen zu helfen, den CO2-Fussabdruck zu reduzieren. Trotzdem wollen wir die Möglichkeit bieten, Verantwortung für die Restemissionen zu übernehmen, indem man in Klimaschutz investiert. Damit wird zwar nicht die Klimaneutralität erreicht, aber dennoch wird ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz geleistet. Deshalb ist es bei enerjoy weiterhin möglich, verifizierte Klimaschutzprojekte zu unterstützen.

Klimaschutzprojekte mit maximaler Wirkung

Alle Projekte unterziehen wir regelmässig einer Prüfung und holen uns dazu Unterstützung von Nachhaltigkeitsexperten. Damit stellen wir sicher, dass unsere Klimaschutzprojekte maximale Wirkung erzielen. Alle unsere Projekte sind:

  • Zusätzlich: Alle unsere Projekte entziehen zusätzlich CO2 aus der Atmosphäre (Additionality). Das bedeutet, dass ein Projekt nicht schon ohnehin geplant war oder sowieso umgesetzt werden würde.
  • Dauerhaft: Die gewählten Projekte haben den Anspruch, dauerhaft CO2 zu reduzieren oder zu entfernen.
  • Einmalig: Die Projekte stellen sicher, dass es keine Doppelzählungen gibt, das heisst, dass die Menge CO2 nicht von mehreren Parteien angerechnet wird.
  • Verifiziert: Jedes Projekt ist durch un­ab­hängige Dritte nach den höchsten Standards gemessen und verifiziert. Momentan führen wir Projekte, die entweder durch den Gold Standard oder Plan Vivo gemessen und verifiziert wurden.

Damit bleiben wir unserer Ambition treu, für Privatnutzer:innen oder für Organisationen mit ihren Mitarbeitenden, eine Plattform zu bieten, die das Bewusstsein für die eigene Klimawirkung schärft, dazu motiviert, die persönlichen CO2-Emissionen zu reduzieren und so hilft, einen ressourcen-schonenden Lebensstil zu erreichen.