Die 29. UN-Klimakonferenz (COP29) in Baku brachte Bewegung in die internationale Klimapolitik, doch der erhoffte Durchbruch blieb aus. Ein neues Klimafinanzierungsziel wurde vereinbart, doch zentrale Forderungen wurden nicht erfüllt. Welche Entscheidungen wurden getroffen, warum polarisiert das Ergebnis, und was bedeutet es für die Schweiz?
COP29: Fortschritt mit Schattenseiten
Nach intensiven Verhandlungen einigten sich die Teilnehmenden der COP29 auf ein neues Klimafinanzierungsziel: Ab 2035 sollen jährlich 300 Milliarden US-Dollar bereitgestellt werden, um Entwicklungsländer bei der Anpassung an die Klimakrise und der Reduktion von Treibhausgasen zu unterstützen. Dies sind 200 Milliarden mehr als noch bei der COP15 beschlossen. Klingt doch nach einem Erfolg, oder nicht?
Betrachtet man die von der UN empfohlene Summe von 1,3 Billionen Dollar, schwindet das Erfolgsgefühl umgehend. Und falls du dir jetzt denkst, dass diese 1,3 Billionen vielleicht einfach unrealistisch hoch sind, hier ein Vergleich: 2023 gaben Regierungen weltweit 2,5 Billionen für militärische Ausgaben aus. Beinahe das Doppelte, als von der UN für die Klimafinanzierung empfohlen wurde. Die festgelegten 300 Milliarden entsprechen heruntergerechnet gerade mal 45 Tagen globalen Militärausgaben.
Nicht umsonst, bezeichneten die afrikanischen Verhandlungsführer die 300 Milliarden als “zu wenig, zu spät” und auch Indien kritisierte sie als “lächerlich gering”.
Kritisch ist auch, dass der Klimafinanzierungsplan keine klare Verpflichtungen für die Staaten aufzeigt. Industrieländer wie die Schweiz müssen zwar einen wesentlichen Teil der Summe aufbringen, doch fehlen die Verpflichtungen einzelner Länder. So können wohlhabende Schwellenländer beispielsweise freiwillig dazu beitragen. Bislang gibt es zum Beispiel keine Zusagen aus Ländern wie China oder Saudi-Arabien, die zunehmend in der Kritik stehen, ihrer globalen Verantwortung nicht gerecht zu werden.
COP29 nur ein Tropfen auf den heissen Stein
Besonders scharf äusserten sich Vertreter:innen aus dem Globalen Süden. Sie kritisierten, dass die zugesagte Summe weder den tatsächlichen Kosten für Klimaanpassung noch den Verlusten und Schäden gerecht werde, die in ihren Ländern bereits jetzt Realität sind. Schliesslich könnten laut Studien der UN allein die Schäden durch Klimakatastrophen bis 2030 auf über 580 Milliarden US-Dollar jährlich anwachsen – das Doppelte der zugesagten Summe. Staaten wie die Malediven, die unmittelbar vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind, bewerten die Einigung als kleinen Fortschritt, während Länder wie Bangladesch oder Äthiopien, die mit immer extremeren Wetterbedingungen kämpfen, die Summe als völlig unzureichend ablehnen.
Fossile Brennstoffe: Kein Fortschritt trotz Dringlichkeit
Ein zentraler Streitpunkt der COP29 war der Umgang mit fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas. Zwar wurde erneut die Bedeutung des Übergangs zu erneuerbaren Energien betont, doch ein klarer Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen blieb aus.
Während einige Delegationen, angeführt von den EU-Staaten und kleinen Inselstaaten, einen schrittweisen Kohleausstieg bis 2030 forderten, blockierten grosse Förderländer wie Saudi-Arabien verbindliche Zusagen. Besonders umstritten war die Forderung, sämtliche Subventionen für fossile Brennstoffe zu streichen. Laut Berichten belaufen sich diese weltweit noch immer auf über 1 Billion US-Dollar pro Jahr – eine Summe, die die Klimafinanzierungsziele um ein Vielfaches übersteigt.
Wie sind die Reaktionen zur COP29
Die Ergebnisse der COP29 stossen auf gemischte Reaktionen:
- Industrieländer: Viele sehen die Einigung als Erfolg. Deutschland und die EU betonten, dass die Festlegung eines klaren Finanzierungsziels ein notwendiger Schritt sei, um Vertrauen aufzubauen. Doch auch hier gibt es Skepsis: Frankreich kritisierte das Fehlen ambitionierter Verpflichtungen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
- Globaler Süden: Viele Staaten äusserten sich enttäuscht. Brasilien forderte eine stärkere Einbindung grosser Emittenten wie China, während Indien die ungleiche Verteilung der finanziellen Lasten kritisierte.
- Schweiz: Die Schweizer Delegation zeigte sich gemässigt positiv. Einerseits begrüsste sie das Finanzierungsziel, andererseits betonte sie, dass ambitioniertere Massnahmen erforderlich seien. Umweltorganisationen aus der Schweiz kritisierten die Ergebnisse scharf: Ohne klare Zusagen zum Kohleausstieg seien die Klimaziele in weiter Ferne.
Fazit: Ein Schritt, der nicht reicht
Die COP29 zeigte erneut, wie schwierig die internationale Klimapolitik ist. Fortschritte wie das neue Finanzierungsziel sind wichtig, aber sie dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die tatsächliche Bewältigung der Klimakrise ehrgeizigere und verbindlichere Massnahmen erfordert.
Für die Schweiz ist klar: Es braucht entschlossenes Handeln – nicht nur im eigenen Land, sondern auch durch die Unterstützung derjenigen, die die Folgen der Klimakrise am härtesten spüren. Die Zeit zu handeln ist jetzt, als erneuter Weckruf. Bei weitem nicht der erste und wohl auch nicht der letzte.
Quellen:
https://www.nzz.ch
https://www.tagesschau.de
https://www.zeit.de